3.Tag – Auf nach Prachuap Khiri Khan… oder doch nicht?

Heute wollen wir mit dem Zug von Bangkok nach Prachuap Khiri Khan. Unser Zug startet um 13:00 Uhr und soll pünktlich um 18:35 Uhr ankommen. Am Hauptbahnhof Hua Lamphong in Bangkok essen wir noch, im Food Court vor der Zugfahrt, eine Suppe. Dafür läuft man an den Ständen entlang, sucht sich das aus, was man essen möchte und kauft dann, am Eingang im entsprechenden Wert, Coupons. Ich entscheide mich für eine große Nudelsuppe mit Gemüse und vielen frischen Kräutern für 40 Baht (ca. 1.Euro). Da wir früher am Bahnhof sind, haben wir Zeit, unseren Zug und unsere Sitzplätze in der 2. Klasse zu suchen.

Der Einstieg
Unser Zug steht bereits am Gleis und am WC werkelt ein Mann herum – eine Wolke von Urin und Durchfallgeruch begrüßt uns. Unser Wagen ist voll mit Menschen. Viele Frauen in Uniformen sitzen vor, neben und hinter unseren Plätzen. Die Frauen waren wohl bei der Geburtstagsfeier der Königin Sirikit. Uns wird klar, dass viele Thais, die zum Geburtstag der Königin Sirikit in Bangkok waren, in diesen Tagen die Rückfahrt antreten – ein weiterer Grund für die vollen und ausgebuchten Züge.

Die Sitze sind schmutzig und aus den schäbigen Klapptischen fällt uns Dreck entgegen, sofern man sie denn auch aufbekommt oder man bleibt gleich mit den Fingern dran kleben. Erdal muss erstmal auf Klo und wählte das vermeindlich reparierte Wc aus, kommt aber schnell und nur mit Brechreiz zurück. Er bewaffnet sich mit seinem Menthol-Riechstift, den er sich in die Nase schiebt und Feuchtetüchern und geht dann mutig in das WC des nächsten Waggons.

Die Fahrt nach Prachuap Khiri Khan
Die Zeit verfliegt schnell, weil die Fahrt alles andere als langweilig ist. Mit offenem Fenstern rollen wir an reizvollen, satt grünen Landschaften vorbei. Die Fenster müssen auch offen sein, denn die paar kleinen Deckenventilatoren reichen nicht aus bei dieser feuchten Hitze. Doch da zieht sich der Himmel schon zu und es fängt an zu regnen – volle Kanne. Jeder, der kann, springt auf, um die Fenster zu schließen. Einige gehen nicht zu, sodass von überall weitere Leute zuspringen, um mit vereinter Kraft am Fenster zu ziehen und zu zerren. So rollen wir nun durch die Sintflut und begutachten die fliegenden Essensverkäufer, die am laufenden Band durch die Waggons kommen, um dabei ihre Gerichte und kleinen Köstlichkeiten anzupreisen. Man kann sich gar nicht satt sehen, verhungern kann man auf so einer Bahnfahrt hier jedenfalls nicht, soviel steht fest. Wir kommen mit ein paar Thais ins Gespräch. Das ist das Tolle beim Bahnfahren, denn man ist mittendrin statt nur dabei… weder Mietauto noch Touribus können dieses bieten. Denn jetzt wird großes Picknick im Waggon veranstaltet. Uns werden verschiedene Leckereien von den Mitreisenden angeboten. Wir kramen in unseren Rucksäcken nach anbietbarem Essen und finden neben einer Mandelfruchtschnitte noch ein paar Fruchtgummibärchen – wenigstens alles bio. Alle sind zu frieden und wir haben wieder ein paar neue Köstlichkeiten probieren dürfen, von denen wir nur nicht genau wussten, was es war.

Nebenbei bemerken wir, dass der Zug immer mehr Verspätung bekommt. Wir erinnern uns, dass es bei früheren Zugreisen ähnlich war und wir mit einer Verspätung auch am nächsten Tag rechnen müssen.

Die Umplanung
Was bedeutet, wir können die Fähre nach Ko Samui nicht mehr erreichen. Kurz überlegt, entscheiden wir uns für eine Planänderung. Wir fahren heute mit dem Zug weiter nach Chumphon, um dann von dort aus über Ko Tao nach Ko Samui eine Fähre zu nehmen. Den Schaffner fragen wir, ob die Weiterfahrt in diesem Zug möglich ist, aber man verweist uns auf den Verkaufsschalter am Bahnhof in Prachuap Khiri Khan. Also steigen wir dort wie geplant erstmal aus. Wir bekommen für den heutigen Abend ein Ticket für einen Sitzplatz in der 3. Klasse und ein “Standee“-Ticket: Stehplatz! ebenfalls in der 3.Klasse. Egal, denken wir uns, für drei Stunden wird das schon irgendwie gehen. Unser morgiges 2.Klasse-Ticket von Prachuap Khiri Khan nach Surat Thani können wir mit 50% Abschlag zurückgeben. Somit haben wir für die neuen Tickets kaum etwas zu bezahlen. Außer Komfort verlieren wir also nichts. Bis zur Weiterfahrt haben wir nun noch 2 Stunden.

Prachuap Khiri Khan
So schlendern wir durch Prachuap Khiri Khan bis zur Strandpromenade. Prachuap Khiri Khan scheint ein ruhiger, schöner Ort zu sein. Hier lassen wir uns zum Abendessen nieder, die Pause tut uns gut. Denn als wir in unseren, wieder verspäteten, Zug einsteigen, ist dieser gerammelt voll. Offensichtlich wurden mehrere Standee Tickets verkauft.

Le Kakerlake a la carte – Weiterfahrt nach Chumphon
Wir machen daher das, was wie auch in Deutschland in so einer Situation machen: auf in den Speisewagen. Am Eingang werden wir von Kakerlaken herzlich zum Dreigänge-Drei-Sterne-Menü empfangen. Man sitzt auf schäbigen Platikstühlen und über die Tische huschen immer wieder kleine Kakerlaken. Ist es Müdigkeit oder Gelassenheit, wir wissen es nicht. Unsere Erfahrung mit Kakerlaken als ungebetene WG-Untermieter, die wir in unserem halben Jahr Türkei machen durften, spielen bei dem, was ohne Worte hier im Bordrestaurant passiert, durchaus eine Rolle. So machen wir uns einen Spaß daraus und spielen die Fahrt über Kakerlakenschnippsen. Damit wir im Bordrestaurant sitzen dürfen, bleibt uns nichts anderes übrig, als etwas zu bestellen. Erdal isst daher noch eine Kleinigkeit. Weiterhin sitzen im Wagen noch einige sturzbesoffene Whisky-Thais, die sich laut über irgendwas unterhalten. Zusätzlich dröhnt unerträgliche Keyboardthaimusik durch den Wagen hinaus aus den Fenstern in die tiefe Nacht.

3. Klasse – Standee
Irgendwann, es war ca. 22:30 Uhr, wurden wir aufgefordert, zu bezahlen und zu gehen. Feierabend. Während aufgeräumt wurde, durften wir noch zu Ende trinken. Mehr als 1,5 Stunden müssen wir noch fahren und uns bleibt nichts anderes übrig, als in den 3.Klassewaggon zu gehen.

Hier schlafen fast alle mittlerweile. Kreuz und quer, auch auf dem Boden. Wo man einen Kopf ablegen kann, da liegt auch einer. Ein Hintern pennt natürlich auf unserem einzigen reservierten Platz. Aber bei dem Gestank im Wagen, entscheiden wir uns, den großen Rucksack zum Sitz zu machen und setzen uns an ein kleines freies Fleckchen am Ende des Waggons.

Chumphon
Endlich, mit mehr als 40 Minuten Verspätung kommen wir in Chumphon an. Wir nehmen das Hotel Nanaburi in bahnhofsnähe, für 800 Baht mit Frühstück und geben auch an der Rezeption gleich an, dass sie uns bitte, für den unächsten Tag, Tickets für die Fähre nach Ko Samui bestellen sollen.

Erschöpft kommen wir in unserem sauberen, riesengroßen, frisch renovierten und mit riesigen Fenstern ausgestatteten Zimmer an, nehmen eine lange Dusche und fallen ins Bett.

2 Gedanken zu „3.Tag – Auf nach Prachuap Khiri Khan… oder doch nicht?“

  1. Eine tolle Reise.Wünsche euch noch viele schöne,interessante,farbenfrohe,genußreiche Wochen. 😛 😆

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